tiistai 12. toukokuuta 2015

Wir waren Freunde - Olimme ystäviä



Ab Herbst 1940 konnte man an den Bahnhöfen Lapplands und entlang der Eismeerstraße Soldaten sehen, die fremde Sprachen sprachen. Die Bewohner Lapplands wunderten sich über in prächtige Uniformen gekleidete Soldaten, die überraschend in ihrem Heimatland auftauchten und allmählich Gebäude und Felder in Gebrauch nahmen. Von da an begann ein vier Jahre dauerndes Zusammenleben, das in der dramatischen Zerstörung Lapplands im Herbst 1944 endete.“ (aus http://www.arktikum.fi/DE/ausstellungen/wechselnde-ausstellungen/wir-waren-freunde-olimme-ystavia.html)

Eine kleine Finnin. Bild: Lapin Maakuntamuseo


Am 27. April 2015, dem 70. Jahrestag des Kriegsendes in Lappland, wurde im Museum „Arktikum“ in Rovaniemi die Sonderausstellung „Wir waren Freunde – Olimme ystäviä“ eröffnet. Mithilfe von Bildern, Dokumenten, Briefen und verschiedenen Gegenständen wird die Geschichte der deutsch-finnischen Beziehungen in Lappland in den Jahren 1941-1944 erzählt. 

Kurz über die Geschichte

Wenn man über Deutschen in Lappland spricht, fällt wahrscheinlich den meisten auf, wie die Hauptstadt Lapplands Rovaniemi von der deutschen Armee im Jahr 1944 abgebrannt wurde – nur 7 oder 8 Gebäude blieben stehen. Die Geschichte der Deutschen in Lappland beginnt aber einige Jahre früher, als Finnland und Schweden im September 1940 Transitverträge mit Deutschland  über Transporten schlossen. Damals hielten die Deutschen Nordnorwegen besetzt und man konnte auf die Straßen und Eisenbahnen des Nordens eine zunehmende Anzahl von Deutschen sehen. Infolge der militärischen Zusammenarbeit war Nordfinnland in den Jahren 1941-1944 Kriegsoperationsgebiet der deutschen Truppen, Lappland blieb aber kein Besatzungsgebiet der Deutschen.
Zwischen Deutschen und Finnen entwickelten sich lebhafte und komplexe Beziehungen, die durch diese Ausstellung präsentiert werden und Anreiz für Nachdenken bieten.
In Erinnnerung geblieben sind die deutschen Soldaten den Einheimischen als stattlich, mit guter Haltung und munter singend. Die Finnen fanden die Deutschen gepflegt und stichelten sogar ein wenig über ihre Gepflogenheit.


Alltag der deutschen Soldaten in Lappland 

„Ein Glatzkopf in Rovaniemi wagte es nicht, den hut zu ziehen, weil die Deutschen ihre Baracken auf jeden freien Platz bauten“: In Rovaniemi wohnten ungefähr 6000 deutsche Soldaten. Im Jahr 1941 gab es auf dem Gebiet von Rovaniemi schon mehr als 630 Baracken, und noch mehr wurden bis 1944 gebaut.
Die Deutschen machten sich in kurzer Zeit mit den finnischen Gewohnheiten und Freizeitsaktivitäten vertraut. Sie wurden von den Finnen in die Sauna  eingeladen und fanden Gefallen am saunieren. Ein deutscher Kriegsveteran stellte dann fest: Wir wurden alle Saunisten! Die Sauna war ein Ort, wo man die Zeit verbrachte, Neuigkeiten austauschte und sich kennenlernte. Nicht immer gab es eine gemeinsame Sprache: Es reichte, den Kopf zu nicken.

Die Waffenbrüderschaft war besonders bei den sportlichen Wettkämpfen zu sehen und zu hören. Die Deutschen nahmen z.B. an die Ounasvaara-Wintersportwettkämpfe teil, wo sie mit Sportlern von Weltmeisterschaftsniveau konkurrierten. Die Teilnahme an solchen Sportveranstaltungen war für die deutschen Soldaten oft eine Art Entspannung, oder sogar ein „Urlaub vom Tode“ für diejenigen, die an der Front waren.
In Ounasvaara wurde oft Generaloberst Eduard Dietl (1890-1944) gesehen. Dietl gehörte der Nationalsozialistischen Partei an und war einer der wenigen Favoriten Hitlers unter den Generalen. Dietl galt für die Finnen als sympathisch und wurde auch humoristisch als „Freund Finnlands“ beschrieben. Dietl verlangte von seinen Truppen eine freundliche Einstellung gegenüber den Finnen und ging selbst mit gutem Beispiel voran. 

In den Jahren 1942-1944 wurde in Rovaniemi der deutsche Soldatensender Lapplandsender betrieben. Er brachte vor allem Unterhaltungs- und Musiksendungen. Besonders viel wurde der Schlager Lilli Marleen (auf Finnisch Liisa pien‘) gespielt. Amerikanische und englische Musik waren verboten.


 Dieser Kanal war im gesamten Frontbereich zu hören und weil das Programm gut zu empfangen war, gab es auch zahlreiche finnische Hörer. Im Archiv des finnischen Senders YLE (Yle elävä arkisto) ist die einzige Aufnahme des Lapplandsenders zu hören, die erhalten geblieben ist. Die Aufnahme ist ein Nachruf von Jägeroberst Oiva Williamo auf den tödlich verunglückten Generaloberst Eduard Dietl.

Die Deutschen hatten bestimmte Vorstellungen über Lappland, und zwar erschien Lappland wie ein urtümlicher Ort, wo Menschen Renntiere hüteten und in Lappenkoten wohnten.
Für die deutschen Soldaten wurden Reiseführer und andere Sachbücher ausgegeben, mit dem Ziel, ihre Kenntnisse über die Geographie Lapplands und das gesellschaftliche Leben dort zu verbessern. Verschiedene Informationsblätter erklärten z.B. wo die nächste Sauna zu finden war oder wo man deutschsprachige Zeitungen kaufen konnten.


Weil die Finnen die nationalsozialistische Propaganda als drohend empfanden, gab es in Finnland eine starke Zensur. Trotzdem wurde für die deutschen Soldaten eine besondere Zeitung ausgedrückt, und zwar der Lappland-Kurier.




Wer waren sie?
In den Jahren 1941-1944 hielten sich in Lappland über 200.000 deutschen Soldaten auf.
Begegnungen zwischen Deutschen und Finnen führten oft zu Freundschafts- und eventuell auch Liebesbeziehungen. Obwohl die Zeitungen über deutsche Soldaten und finnische Frauen mit einem gewissen moralisierenden Ton berichteten, gab es oft ernsthafte Liebesbeziehungen, die zu Verlobungen und Ehen führten, die aber geheim gehalten wurden. 



In der Ausstellung wird besonders über zwei Beziehungen erzählt, und zwar eine Liebesbeziehung zwischen einem deutschen Soldat, Sigi, und einer finnische Frau, Liisa, und eine Freundschaft zwischen der Finnin Anna-Liisa und der Deutschen Ingeborg.

Die Hausgehilfin Liisa oder Elisabeth aus Petsamo und der deutsche Soldat Siegried (Sigi) hatten sich 1941 in Petsamo kennen gelernt. Der erste Brief ist vom 1.1.1942 und von da an kamen hunderte Liebesbriefe. Die Liebenden kümmerten sich umeinander, sandten einander Geschenke, trafen sich und verlobten sich – und träumten von einer Ehe. Liisa und Sigi hörten nicht auf, an ein gemeinsames Leben zu glauben, obwohl der Krieg ständig grausamer wurde. 


Anna-Liisa und Ingeborg waren zwei gleichaltrige Mädchen, die einen Briefwechsel unterhielten. Sie sprachen über ihren Alltag, z.B. über Schule, Hobbys, ihre Familien, Sport und Filme. Anna-Liisa arbeitete während des Fortsetzungskrieges bei der Provinzialverwaltung in Lappland. Zu ihren Bekanntschaften gehörten deutsche Männer und Frauen, mit denen sie sich abends traf und Zeit verbrachte.  Aus Anna-Liisas Tagebücher kann man lesen, wie das Leben während des Fortsetzungskrieges eine intensive und gute Zeit der Freundschaft war.

Das Leben während der deutschen Anwesenheit in Lappland hatte aber auch Schattenseiten. Die Gefühle der Unsicherheit und Angst führten zu einer Zunahme des Alkoholkonsums, besonders in Rovaniemi und Kemi. Manchmal kam es auch zu Schlägereien zwischen finnischen und deutschen Männern, deren Ursache war meistens eine Frage der Autorität oder Eifersucht wegen einer Frau waren. Die Deutschen machten sich in Lappland auch vieler Eigentumsdelikte und Verkehrsvergehen schuldig. Die Eigentumsdelikte umfassten den Diebstahl von Holz, Heu, Werkzeugen und Baumaterial, sowie das Demolieren ganzer Gebäude. Oft waren es die Spüren ihrer besonderen Schuhe, die die deutschen Schuldigen verrieten. Verkehrsunfälle ereigneten sich häufig, denn die unerfahrenen deutschen Fahrer auf den überlasteten Landstraßen Lapplands fahren mussten.

Die deutsch-finnische Waffenfreundschaft endete im September 1944 mit dem Beginn des Lapplandkrieges. Die Finnen mussten die deutschen Truppen innerhalb von zwei Wochen von ihrem Territorium vertreiben. Die deutschen zogen sich in Richtung Eismeer zurück und praktizierten die Taktik der verbrannten Erde. Alles wurde zerstört: Gebäude, Straßen, Brücken und Fahren. Die vom Lapplandkrieg erzeugte Bitterkeit gegenüber dem ehemaligen Waffenbruder führte zu einem Jahrzehnte Misstrauen gegenüber allem, was deutsch war, inklusiv deutsche Touristen.
1963 wurde bei Norvajärvi in Rovaniemi  ein Friedhof für die deutschen Soldaten angelegt, was Unruhe und Demonstrationen verursachte. Die allgemeine Auffassung schien jedoch zu sein, dass man die Tote respektieren musste, denn „man kann diese Leiche doch nicht hassen“. Aus dem Gebäude des Generalquartiers sind nur einige Reste geblieben, die ins Provinzialmuseum Lapplands gebracht wurden.



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